Die Leiterin des Naturpark Westhavelland, Kordula Isermann, und der Leiter des Osnabrücker Planetariums, Dr. Andreas Hänel (Mitte), übergeben dem geschäftsführenden Direktor der International Dark Sky Association, Bob Parks, den Antrag auf Anerkennung des Sternenparks Westhavelland (Foto: Andreas Hänel)

 

Erster Sternenpark in Deutschland?

Naturpark Westhavelland bewirbt sich während Tagung in Osnabrück

 

Sie sind zwar rar, doch gibt es auch in Deutschland noch Plätze, an denen ein natürlich dunkler Sternenhimmel zu erleben ist. Dazu gehört der Naturpark Westhavelland rund 70 Kilometer westlich von Berlin. Wegen der dünnen Besiedlung wird der Himmel dort nicht so stark aufgehellt, und das schwach schimmernde Band der Milchstraße ist noch deutlich zu erkennen. Um diese Himmelsqualität zu schützen und auch touristisch nutzen zu können, bewirbt sich der Naturpark jetzt um die Anerkennung als International Dark Sky Park bei der International Dark Sky Organisation IDA. Der Antrag wurde im Laufe des „11th European Symposium for the Protection of the Night Sky“ (11. Europäisches Symposium zum Schutz des Nachthimmels) in Osnabrück dem Executive Director der IDA, Bob Parks, übergeben. Neben sechs amerikanischen Parks sind in Europa bislang der Galloway Forest Park in Schottland, das Zselic Naturschutzgebiet und der Hortobagy Nationalpark in Ungarn anerkannt worden.

 

Im April 2009 erkannte der Leiter des Osnabrücker Planetariums, Dr. Andreas Hänel, erstmals die Qualität des Sternenhimmels über dem Westhavelland. Als Sprecher der Fachgruppe Dark Sky der Vereinigung der Sternfreunde und deutscher Vertreter der IDA schlug er dem Naturpark vor, sich für die Anerkennung als Dark Sky Park zu bewerben.

 

In den folgenden zwei Jahren wurden mehrere Messkampagnen durchgeführt, die die gute Qualität des Sternhimmels und damit eine wichtige Voraussetzung für die Antragstellung vor allem im nordöstlichen Teil des Naturparks bestätigten. Nachdem das Kuratorium des Naturparks dem zugestimmt hatte, wurden in den betroffenen Gemeinden meist einstimmig die Beschlüsse gefasst, das Ziel eines Sternenparks weiter zu verfolgen. Für eine Anerkennung ist es notwendig, die Beleuchtung in Zukunft so einzusetzen, dass sie nicht mehr unnütz an den Himmel strahlt, was natürlich auch mit einer Energieeinsparung einhergeht.

 

Die Ziele des Sternenparks decken sich in den zentralen Punkten mit den Aufgaben des Naturparks: Umweltbildung, nachhaltige Regionalentwicklung, naturverträglicher Tourismus und Naturschutz. Dabei ist die Erschließung einer neuen Zielgruppe – den Astronomie-Interessierten - besonders für die Randsaison, das heißt von September bis April, für die Region interessant. Die Chancen und Möglichkeiten der Anerkennung des Naturparks als Sternenpark wurden auch in einer Bachelor-Arbeit der Hochschule für Nachhaltige Entwicklung Eberswalde analysiert.

 

Im August dieses Jahres wurden Hobbyastronomen aus Deutschland zu einem Teleskoptreffen nach Gülpe im Naturpark eingeladen, sie konnten die Qualität des Himmels bestätigen. Bei der Gelegenheit bekamen auch Landschaftsführer des Naturparks Hinweise darauf, wie man den Sternhimmel im Naturpark beobachten kann. Nach einer Anerkennung erhofft sich der Naturpark aber durchaus mehr Sternfreunde, die dort auf die Jagd nach schwachen galaktischen Gasnebeln oder fernen Galaxien gehen.

 

Der Antrag wurde von Andreas Hänel und Claudia Hesse vom Naturpark erarbeitet und wird von zwei IDA-Mitgliedern unterstützt. Harald Bardenhagen aus Köln konnte den faszinierenden Sternhimmel in einem Film festhalten, und Wim Schmidt aus Utrecht hat für viele holländische Provinzen die Qualität des Nachthimmels untersucht.

 

11th European Symposium for the Protection of the Night Sky

 

Das Symposium fand zum zweiten Mal in Deutschland statt (zuvor 2003 im Stuttgarter Planetarium), diesmal im Tagungsraum unter.Bau des Museums am Schölerberg. Veranstalter waren der Naturwissenschaftliche Verein Osnabrück und das Museum, das ja auch ein Planetarium beherbergt. Es nahmen Experten unterschiedlichster Fachrichtungen aus vielen europäischen Ländern, aber auch den USA, Japan, Australien und Taiwan, teil. Sie beschäftigten sich mit den Methoden, die Himmelsaufhellung zu messen, die Einflüsse auf die nachtaktive Tierwelt und den Menschen, aber auch gesetzliche Maßnahmen gegen die ausufernde Zunahme des künstlichen Lichtes bei Nacht. Unterstützt wurde das Symposium durch die niedersächsische Bingo!-Umweltstiftung.

 

 

Ansprechpartner:

 

Kordula Isermann,

Leiterin des Naturparks Westhavelland

Pareyer Dorfstr. 5
14715 Havelaue, OT Parey
Tel.: +49 33872/ 743 -14

 

Dr. Andreas Hänel,

Leiter des Planetariums im Museum am Schölerberg,

Klaus Strick-Weg 10

49082 Osnabrück

Tel.: +49 541/ 56003-26

 

 



Weitere Informationen:

Landesamt für Umwelt, Gesundheit und Verbraucherschutz (LUGV)

www.mugv.brandenburg.de/cms/detail.php/lbm1.c.323696.de

 Fachgruppe Dark Sky der VdS  

www.lichtverschmutzung.de  



 

www.vds-astro.de    



Nahezu ungestört erstreckt sich die Milchstraße über den Naturpark Westhavelland (Foto: Andreas Hänel)